Der Bund will Nutztiere und Bienenhäuser besser vor Bären schützen. Zu diesem Schluss kam der Bundesrat in einem im Januar verabschiedeten Bericht über den Umgang mit Bären in der Schweiz. Wir sprachen mit einem Bienen-Berater und Imker unserer Region, um die Lage betreffend Bienenschutz vor Bären in Mittelbünden zu erfahren.

Potential bei Schadensprävention

Die bisherige Praxis im Umgang mit wilden Braunbären entspreche den gesamteuropäischen Richtlinien und habe sich bewährt, teilte der Bundesrat mit. Potential bestehe dagegen bei der Schadensprävention.

In den letzten 15 Jahren rissen eingewanderte Bären in der Schweiz dem Bericht zufolge rund 200 Schafe, vereinzelt auch Ziegen, Esel und ein Kalb. Zudem plünderten sie gegen 20 Bienenstöcke und brachen in Alphütten und Ställe mit Nahrungsvorräten ein. Die öffentliche Hand zahlte rund 120’000 Franken für die Entschädigung von Nutztierrissen und 30’000 Franken für beschädigte Bienenstöcke.

2016 letzte Bärenbeobachtung in Mittelbünden

Nun will der Bund den Schutz von Bienenhäusern und Nutztieren sowie eine Anpassung der Abfallentsorgung überprüfen. Wenig scheue Bären, die in Siedlungen auftauchen und ein problematisches Verhalten aufweisen, sollen weiterhin abgeschossen werden. Nachdem der Braunbär in der Schweiz fast 100 Jahre ausgerottet war, wandern seit 2005 regelmässig einzelne Tiere in die Schweiz ein. Von den rund 20 eingewanderten Tieren wurden zwei aus Sicherheitsgründen abgeschossen. Einer davon war der Bär JJ3, der im Jahr 2008 vom Oberhalbstein bis in die Region Viamala unterwegs war und in der Nähe des Glaspasses geschossen wurde. Im Jahr 2016 war die nächste und bisher letzte Bärenbeobachtung in unserer Region, als ein unbekanntes Tier durch das Rheinwald, Schams und Domleschg wanderte, jedoch keinen Schaden stiftete.

Die Situation in Mittelbünden

Mit Bruno Walder, Imker aus Rongellen und Berater Bienenhaltung beim Plantahof, sprachen wir über die Situation in Mittelbünden. Als der Bär JJ3 2008 durch unsere Täler zog, war auch er alarmiert, hatte aber glücklicherweise keine Übergriffe auf seine Bienenstände zu verzeichnen. Es kamen jedoch nicht alle so glimpflich davon. JJ3 war zum Sicherheitsrisiko für Menschen geworden, weil er systematisch in Siedlungen nach Nahrung suchte und trotz wiederholten Vertreibungsaktionen in den Dörfern keine wachsende Scheu zeigte. So zum Beispiel in Lantsch/Lenz, wo er einen Bienenstand plünderte. Bleiben Bienenstände ungeschützt, werden sie meist mehrfach aufgesucht.

Korrekte Elektrifizierung ist sehr wichtig, wie im Kurzfilm weiter unten anschaulich gezeigt wird. Falls es in unserer Region zukünftig wieder Bärenpräsenz gibt, wissen die Imker, wo sie Informationen zur Installation von schützenden Elektrozäunen finden. Ausserdem können beim Bundesamt für Umwelt Unterstützungsgelder für Elektrozäune beantragt werden (einmalig CHF 700.-/Standort). Dies allerdings nur im potenziellen Verbreitungsgebiet von Braunbären (aktuell der südliche und östliche Teil Graubündens sowie der Osten des Tessins) und wenn der Zaunaufbau sowie -Unterhalt gemäss den Vorgaben der AGRIDEA erfolgen.

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Wanderstand in Parpan, geschützt mit einem Elektrozaun. © Plantahof
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Wanderstand in Parpan. Der Elektrozaun braucht mindestens 5000 Volt Spannung und 1.2 – 1.5 Meter Höhe. © Plantahof

Der Aufbau und Unterhalt der Zäune ist jedoch nicht nur teuer, sondern auch sehr aufwändig (u.a. konsequentes Ausmähen und Freihalten der Elektrobänder). Deshalb sind in Mittelbünden, das aktuell nicht zum unterstützungsberechtigten Gebiet gehört und seit über vier Jahren keine Bärenpräsenz hatte, die wenigsten Bienenstände mit Elektrozäunen geschützt. Sollte wieder ein Bär mit problematischem Verhalten wie JJ3 auftauchen, müssen die Imker schnell reagieren und Elektrozäune neu errichten. Ein nicht zu unterschätzender Aufwand, wenn man z.B. wie Bruno Walder an 14 Standorten Bienen hält und bedenkt, dass Braunbären in wenigen Tagen weite Strecken zurücklegen können. So ist eine Überprüfung und Unterstützung in der Schadensprävention seitens des Bundes bei den Imkern sehr willkommen.

Trailer «Bären und Bienen – Elektrozäune halten Bären fern»

Hier geht’s zum Informationsfilm in voller Länge.


Quellen

«Bienenhäuser und Nutztiere sollen besser vor Bären geschützt werden», erschienen am 27.01.2021 auf https://www.swissinfo.ch/ger/bienenhaeuser-und-nutztiere-sollen-besser-vor-baeren-geschuetzt-werden/46321590

Interview vom Naturpark Beverin mit Bruno Walder, 26.02.2021

Weiterführende Informationen

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