Vom Amt für Jagd und Fischerei Graubünden (Jahresbericht Bär AJF 2008)
Die Überwachung von Braunbär JJ3 mit dem Peilgerät, konnte dank dem immer noch tadellos funktionierenden Sender problemlos durchgeführt werden. Bis nach Mitte März blieb JJ3 unauffällig. Dies änderte sich rapide, als JJ3 nach Mitte März sein problematisches Verhalten wieder aufnahm. JJ3 suchte fast jeden Abend bzw. Nacht Siedlungen auf, um dort nach Futter zu suchen. Dies erforderte eine intensive Überwachung durch die Wildhut. JJ3 musste fast dauernd überwacht werden, um jede Möglichkeit für eine erfolgreiche Vergrämung und Umerziehung zu nutzen.
Üblicherweise begann JJ3 die Aktivitäten in Siedlungsnähe bereits am Vormittag. Oft wurde die Überwachungsarbeit der Wildhut mit Informationsarbeit bei den lokal betroffenen Personen ergänzt. Im Unterschied zu seinem Vorgehen im Herbst 2007, zeigte JJ3 nicht mehr eine gewisse Vorhersehbarkeit und damit Berechenbarkeit bei seinen Siedlungsbesuchen. JJ3 begann dem Vergrämungsteam bewusst auszuweichen, d.h. anstatt eine Ortschaft, gleich mehrere Ortschaften, dafür aber nur kurzzeitig aufzusuchen. Zwar konnte der Aufenthalt von JJ3 in diesen Nächten noch einigermassen verfolgt werden, aber erfolgreiche Vergrämungen wurden zunehmend schwieriger, da die Situation aus «Verfolgung» bestand und der Bär meistens einen Schritt voraus war.
Viele der im Frühling 2008 aufgesuchten Siedlungen waren bisher noch nicht in Kontakt mit dem Bären gekommen. Somit fehlte bei der neu betroffenen Bevölkerung oft jegliches Verständnis. Obwohl JJ3 nur um wenige Kilometer in bisher bärenfreies Territorium gewechselt hatte, begann man bei der Human Dimension wieder fast bei Null – was die Arbeit nicht erleichtert hat.
JJ3 erkundet neue Regionen in Richtung Oberhalbstein und beginnt auch wieder, Siedlungen und Einzelhäuser zu besuchen und nach Fressbarem zu durchsuchen. Am 23. März reisst er einen wahrscheinlich verletzten oder kranken Hirsch zwischen Brienz und Surava (Fotos Digitale Fotofalle). Diesen nutzt er innert Wochenfrist beinahe vollständig. Gleichzeitig besuchte er aber jeweils nachts die umliegenden Dörfer und untersucht auch zwischen den Häusern Kompostkübel, Abfalleimer, etc. Nach Ostern weitet er seine Touren massiv aus. Diese führten ihn nach Alvaschein sowie ins Oberhalbstein (bis Saletscha im Val Schmorras und Rona). Am 9. April kehrte er wieder an den Südhang zwischen Lantsch/Lenz und Alvaneu zurück.
Am 10.04.2008 verschiebt sich JJ3 zuerst Richtung Lenzerheide, dann über Zorten, Muldain Richtung Soliserviadukt, überquert die Albula und gelangt nach Mutten. Drei Tage später gelingt ihm gar die heikle Überquerung der San Bernardino Route im Eingangsbereich der Viamala Schlucht. In den nächsten Tagen wandert er weiter Richtung Westen, über den Glaspass bis ins Safiental. Am Abend des 14.04.2008 wurde JJ3 in der Nähe des Glaspasses erlegt.
Weiterführende Informationen: Jahresberichte Bär im Kanton Graubünden (Quelle: AJF)